1. Methodische Stolpersteine beim herkömmlichen Erstleseunterricht
2. Die Silbenanalytische Methode als Methode der Wahl
3. Grundformen deutscher Wörter und die Nützlichkeit des Häuschenmodells
4. Computerunterstützte LRS-Therapie mit dem Lesekino-Programm
5. Klappbücher-Brettspiel „Zauberhaus der Silben“
6. Schlussbemerkungen
(c) Dipl.-Päd. Otto Mantler, Wiesstr. 13, A-6844 Altach, Tel. & Fax: +43-5576-77085, E-Mail: info@lernspiele.at, Web: www.lernspiele.at
1. Methodische Stolpersteine beim herkömmlichen Erstleseunterricht
Beim
Erstleseunterricht springen große Entwicklungs- und
Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Kindern ins Auge:
Während die einen rasch und anscheinend problemlos beim Lesen
vorwärtsschreiten (oder gar schon vor dem Schuleintritt lesen
konnten), gibt es in fast jeder Klasse auch Kinder, die zwar die
einzelnen Buchstaben benennen können, beim Lesen aber
scheitern.
Wenn Buchstaben als Zeichen für einzelne Laute
eingeführt werden, nimmt es nicht wunder, dass dann das
"Zusammenlauten" misslingt.
Auch wenn die heute
üblichen Leselehrgänge daher mit Silben beginnen, so gehen
sie dabei nicht weit genug, denn sie lassen die systematische
Betrachtung der Silbenstruktur und die Prosodie der Wörter außer
Acht.
Genau an diesem Punkt liegt der Hase im Pfeffer:
Der
Schüler kann zwar die einzelnen Buchstaben benennen, schafft es
mit der geforderten "Aneinanderreihtechnik" aber nicht, die
Klanggestalt des Wortes zuverlässig und richtig zu artikulieren.
Der Klang eines Wortes ist eben nicht die Aneinanderreihung
unabhängiger "Buchstabenklänge" und auch nicht
die Aneinanderreihung strukturell gleichgewichtiger Silben. Vielmehr
bestehen deutsche Wörter aus einer betonten und – in aller
Regel - einer unbetonten Silbe, und beide Silben bilden ein
lautliches Kontinuum. Daher müssen die Kinder lernen, die
Buchstabenreihen silbisch zu gliedern, die einzelnen Silben nach
ihrer Betontheit zu beurteilen und die Silben als lautliche Einheiten
zu sprechen. Nur so können sie den Sinn der Wörter ohne
Raten erkennen: Wortlesen von Anfang an als sinnentnehmendes
Lesen.
Der Leselerner muss also die Buchstabenreihe eines Wortes
in unterschiedliche, aber durchaus regelhaft gebildete Silben
umsetzen!
Wie wichtig dieses Erkennen der unterschiedlichen
Silben für das sinnentnehmende Lesen ist, lässt sich z.B.
mit Wortreihen wie den folgenden illustrieren:
HÜTE |
HÜFTE |
HÜTTE |
HÜHNCHEN |
BETEN |
BESTEN |
BETTEN |
BEBTEN |
FEHLE |
ZELTE |
FELLE |
FEHLTE |
REGEN |
RENTEN |
RETTEN |
REGNEN |
BAHNEN |
KANTEN |
KANNEN |
BAHNTEN |
WÄHLEN |
WELTEN |
WELLEN |
WÄHLTEN |
FEDER |
FELDER |
FÄCHER |
FÄDCHEN |
BIENEN |
BINDEN |
BINNEN |
DIENTEN |
Alle Wörter jeder Spalte haben zwar
unterschiedliche Laute, aber die gleiche Silbenstruktur:
1.
Spalte: Die betonte Silbe ist offen und enthält einen
Langvokal.
2. Spalte: Die betonte Silbe ist geschlossen und
enthält einen Kurzvokal.
3. Spalte: Die betonte Silbe ist
offen und enthält einen Kurzvokal, wobei die unbetonte Silbe
fest daran angeschlossen ist (Schärfungswörter).
4.
Spalte: Die betonte Silbe ist geschlossen und enthält einen
Langvokal.
2. Die Silbenanalytische Methode als Methode der Wahl in der LRS-Therapie
Die
von Prof. Dr. Christa Röber (PH Freiburg und Univ. Freiburg)
entwickelte Silbenanalytische Methode mit dem "Häuschenmodell"
eignet sich sehr gut zur Veranschaulichung dieser unterschiedlichen
lautlichen Gegebenheiten der Wörter und deren regelhaften
Wiedergabe in unserem Schriftsystem. Die Häuserbilder helfen den
Kindern beim Erlernen der Kriterien, die für die richtige
Artikulation der Wörter beim Lesen entscheidend sind:
Unterscheidung der betonten und der unbetonten Silbe und Erkennen, ob
in der betonten Silbe ein Langvokal oder ein Kurzvokal vorliegt. Das
Bild des Hauses gibt den Kindern also Hinweise zur richtigen
Aussprache der geschriebenen Wörter und befördert dadurch
die Sinnentnahme beim Lesen.
Die folgenden Ausführungen
und die von Dipl.-Päd. Otto Mantler entwickelte CD-ROM „LESEKINO
– Lesen im Rhythmus der Silben“ sowie das neue
Klappbücher-Brettspiel „Zauberhaus der Silben“
basieren auf Prof. Dr. Christa Röbers grundlegendem Werk „Die
Leistungen der Kinder beim Lesen- und Schreibenlernen - Grundlagen
der Silbenanalytischen Methode“, das im Verlag Schneider
Hohengehren im Jahre 2011 in 2. Auflage erschienen ist.
3.
Grundformen deutscher Wörter und die Nützlichkeit des
Häuschenmodells
Ein
Grundprinzip eines effizienten Unterrichts ist es, die regelhaften
Lerninhalte an den Anfang zu stellen und diese durch Üben zu
festigen, bevor man sich anderen Themen zuwendet.
Das bringt den
Schülern Sicherheit, Erfolgserlebnisse und ein gutes
Vorwärtskommen.
Machen wir uns also auf die Suche nach
grundlegenden Regelmäßigkeiten der deutschen Sprache!
Sehr viele deutsche Wörter sind zweisilbig, wobei die
erste Silbe betont und die zweite Silbe unbetont ist (Beispiele
finden sie in den vier Spalten oben). Dieses Betonungsmuster nennt
man Trochäus.
Es ist belegt, dass schon Kleinkinder das
trochäische Grundmuster ihrer deutschen Muttersprache erkennen
und für das Segmentieren von Wörtern nutzen.
Da der von
Trochäen geprägte Sprachrhythmus der deutschen Wörter
schon beim kindlichen Spracherwerb eine tragende Rolle spielt, sind
wir gut beraten, ihn auch im Lese- und Schreibunterricht oder –
falls dies dort verabsäumt wurde – ihn in der dann
notwendig gewordenen LRS-Therapie zu nutzen!
Die meisten
anderen Wörter lassen sich auf eine trochäische Grundform
zurückführen:
Bad - baden, bunt - bunte, Hund -
Hunde, verreist - reist - reisen, zerreißt - reißt -
reißen, Fuß - Füße, Fluss - Flüsse,
bekömmlich - bekommt - kommen, zählt - zählen, Zelt -
zelten, öffnen - offen, grüßte - grüßen,
müsste - müssen, schmeckt – schmecken, ...
Bei
Betrachtung der Trochäen der obigen Wörtersammlung fällt
sofort auf, dass in der unbetonten Silbe immer ein e-Buchstabe
geschrieben steht, obwohl dort gar kein "richtiges" e zu
hören ist: Wir hören dort nur ein Schwa (einen Murmellaut
wie bei Hase, Falter,...) oder gar keinen Vokal (wie bei Nagel,
finden, ...). Im Schriftbild fungiert hier das e als Zeichen für
das Vorliegen einer Reduktionssilbe:
Es zeigt dem Leser, dass
diese Silbe unbetont zu sprechen ist.
Prof. Dr. Christa Röber
hat das Modell eines Hauses mit einer Garage entwickelt.
Dieses
eignet sich schon für den Anfangsunterricht, denn es wird von
den Kindern intuitiv und schnell verstanden: Die betonte Silbe (laute
Silbe) "wohnt" im großen Haus, die Reduktionssilbe
(leise Silbe) "wohnt" in der kleinen Garage.
Jeder
trochäische Zweisilber lässt sich einem von 4 Häuschentypen
zuordnen. Sie werden nacheinander den Kindern zum Entdecken des
Spezifikums jedes Häuschens vorgestellt. Jeder Häuschentyp
wird zuerst ausgiebig einzeln und später auch im Vergleich mit
anderen geübt.
Beim Lesen der in Häuschen geschriebenen
Wörter lernen die Kinder, die Buchstabenfolgen richtig zu
bündeln. Mit der Arbeit an den vier Röber'schen Häuschen
ist eine Grundlage für das (Recht-)Lesen (d.h. das prosodisch
richtige und dadurch auch sinnentnehmende Lesen) und für das
(Recht-)Schreiben (insbesondere der Schärfungswörter)
geschaffen.
Beginnen wir mit dem ersten Häuschen:
Darin
wohnen Wörter wie Hüte, Nagel, Feder, reiten, Nase, beten,
lieben, heute, fehlen, reisen, reißen, Füße, wählen,
gehen, läuten, kaufen, Zähne,... – also Wörter
mit Langvokal oder Diphthong in offener Silbe. (Offene Silbe
bedeutet, dass kein Konsonant in der gleichen Silbe folgt.)
Das
Häuschen Nr. 1 kann so beschrieben werden:
Die laute Silbe
wohnt im Haus, die leise Silbe wohnt daneben in der Garage.
Sowohl
das Haus als auch die Garage haben jeweils zwei Zimmer.
In das
erste Zimmer schreiben wir den „Starterbuchstaben“ der
Silbe.
In das zweite, große Zimmer schreiben wir
„Klingerbuchstaben“ der Silbe.
Beim Häuschen Nr.
1 steht der Klingerbuchstabe (Vokal) allein im großen Zimmer
des Hauses.
Weil er so viel Platz hat, kann er sich „breit“
(„dick“) machen und ganz lange und voll klingen.
Als
Zeichen dafür, dass sich der Vokal ganz breit machen kann,
zeichnen wir eine richtig dicke Seifenblase um ihn herum und malen
das Dach und den Buchstaben blau an - so blau wie der weite, blaue
Himmel.
Erst wenn die Kinder mit dem ersten Haus sehr gut
vertraut sind, gehen wir zum zweiten Häuschen weiter:
Darin
wohnen Wörter wie Hüfte, Falter, finden, bunte, Hunde,
Hände, Felder, zelten, öffnen, küsste, Küste,
gelbe,...
Beim Häuschen Nr. 2 bemerken wir einen großen
Unterschied zum Häuschen Nr. 1:
Neben dem Klingerbuchstaben
wohnt hier noch ein Stopperbuchstabe im großen Zimmer.
Beim
Lesen stellen die Kinder fest, dass der Konsonant den Vokal stoppt,
so dass dieser nur ganz kurz anklingen kann und mit dem Konsonanten
eine feste Einheit bildet.
Der Konsonant quetscht den Vokal, so
dass dieser anders klingt als der blaue.
Der Konsonant ist mit
dem Vokal so eng zusammen, dass dem Vokal ganz heiß wird.
Als
Zeichen dafür malen wir das Dach und den Buchstaben rot an.
(Kinder, die nach der Silbenanalytischen Methode unterrichtet wurden,
haben auch das Bild gebracht, dass die beiden Buchstaben im großen
Zimmer miteinander verheiratet sind, und dann rundherum ein rotes
Herz gezeichnet.)
Erst wenn die Kinder geschriebene Wörter
wie Rose, Hunde, Straße, ... in das eine bzw. das andere Haus
richtig eintragen und diese außerdem sofort richtig (mit der
richtigen Artikulation des Vokals) lesen können, spazieren wir
zum dritten Häuschen weiter:
Darin
wohnen Wörter wie Hütte, Mutter, Sonne, backen, Katze,
Wecker, Flüsse, Ringe, lachen, waschen, Hexe,...
Auch
beim Häuschen Nr. 3 ist der Vokal im großen Zimmer
gequetscht. Daher bekommt auch das dritte Häuschen ein rotes
Dach. Der Stopper- oder Quetscherbuchstabe wohnt aber nicht im großen
Zimmer, sondern in der Garage.
Damit er quetschen kann, wurde die
Garage von einem Bagger in das Haus hineingeschoben.
Dieser
Konsonant hat hier also zwei Aufgaben:
Zum einen startet er
die leise Garagensilbe, zum anderen quetscht (stoppt) er den Vokal
der Haussilbe.
Als Zeichen dafür, dass dieser eine Konsonant
nun zwei verschiedene Aufgaben (Jobs) hat, schreiben wir den
Buchstaben für ihn doppelt.
(Erst später kommen wir
zu den Ausnahmen von der Doppelschreibung des Konsonantenbuchstabens
deutscher Schärfungswörter: Statt "kk" schreiben
wir "ck", statt "zz" schreiben wir "tz"
und die folgenden Grapheme werden niemals verdoppelt: "ch",
"sch", "ng", "chs" und "x".)
Fassen wir kurz zusammen, was die Kinder bei Betrachtung von
Haus 3 lernen können:
In der Mitte des Schärfungsworts
hören wir nur einen einzigen Konsonanten, der die beiden Silben
fest zusammenbindet (Silbengelenk). Der Buchstabe für ihn wird
gedoppelt, damit der Leser weiß, wie er das Wort zu sprechen
hat:
Das ganze Schärfungswort müssen wir auf einmal
und schnell aussprechen - zwischen den beiden Silben dürfen wir
keine Pause machen!
Beim Versuch, die beiden Silben getrennt
auszusprechen, würden wir die Klanggestalt des Schärfungsworts
zerstören: Wir würden dabei den einen Konsonanten zweimal
aussprechen oder unzulässig lange anhalten, oder aber - bei
einer Sprechpause direkt hinter dem betonten Vokal - würde dem
Vokal der Stopper fehlen und der Vokal würde nicht mehr
gequetscht und kurz klingen.
Am Schluss unseres Rundgangs
klopfen wir an die Tür des vierten Häuschens:
Darin
wohnen Wörter wie kühlte, lebten, Biester, sagte, zählte,
grüßte, Hühnchen, heulten,...
Auch beim
Häuschen Nr. 4 macht sich der Vokal im großen Zimmer
breit.
Er macht sich breit, obwohl ihm noch ein Konsonant in der
gleichen Silbe folgt.
Dieser Konsonant aber ist kein Stopper oder
Quetscher.
Der Konsonantenbuchstabe macht sich ganz klein und
zieht in eine winzige Besenkammer, die er sich im großen Zimmer
des Hauses eingerichtet hat.
Dadurch kann der Vokal genauso lang
und voll klingen, als ob er allein im großen Zimmer wäre.
Wie schon das erste Häuschen bekommt daher auch das vierte
Häuschen ein blaues Dach.
Wie können wir nun
wissen, ob ein Konsonant, der neben dem Vokal im großen Zimmer
des Hauses wohnt, ein Stopper (Quetscher) ist oder nicht?
Nun,
einige Konsonanten versuchen von vornherein gar nicht, den Vokal zu
quetschen, sondern verziehen sich freiwillig in das kleine
Kämmerlein: "b", "d", "g" und "ß".
Andere Konsonanten begeben sich oft nur in die Besenkammer,
wenn ihnen der Vokal durch einen Helferbuchstaben zeigt, dass er sich
nicht stoppen oder quetschen lassen wird. Solche Helferbuchstaben
sind das h ("Dehnungs-h") vor l, m, n oder r und das e nach
dem i ("ie").
Bei den übrigen
Konsonantenbuchstaben nach dem Vokalbuchstaben müssen die Kinder
ausprobieren, ob das Wort einen "blauen" oder einen "roten"
Vokal hat.
(Erfahrungsgemäß fällt es Kindern
leichter, von "blauen" oder "roten" Vokalen oder
Häusern zu sprechen, als mit Begriffen wie "Langvokal /
Kurzvokal" oder "loser / fester Anschluss des Vokals an den
folgenden Konsonanten" zu operieren.)
Der Grundstein für
ein erfolgreiches Lesen und Rechtschreiben ist damit gelegt!
4.
Computerunterstützte Lese-Rechtschreib-Therapie mit dem Programm
„LESEKINO – Lesen im Rhythmus der Silben“
Übungen
auf der Wortebene, die unmittelbar auf der Silbenanalytischen Methode
nach Prof. Dr. Christa Röber beruhen, bilden die Basis der neuen
CD-ROM "LESEKINO - Lesen im Rhythmus der Silben" (
www.lernspiele.at/lesekino.html
). Daneben und darüber hinaus bietet das vom Grund- und
Sonderschullehrer Dipl.-Päd. Otto Mantler entwickelte Programm
aber auch Unterstützung beim Lesen von Sätzen und von
ganzen Texten:
Anders als auf bedrucktem Papier ist es am
Computer möglich, die Silben nacheinander darzubieten und dabei
ihre Struktur deutlich werden zu lassen. Das "LESEKINO" ist
das erste und bislang einzige Programm, das die Silben dynamisch
visualisiert.
Neben Übungen auf der Wortebene zu
Silbenstruktur, Wortakzent, Vokalqualität, Kontrastwort-Paaren,
Reimwörtern etc. beinhaltet das Lesekino-Programm motivierende
Lesetexte für verschiedenen Altersstufen und
Interessenlagen:
Der Bogen reicht von bebilderten
Reimgeschichten und Schelmengeschichten über Sachtexte und
Quizfragen aus mehreren Wissensgebieten bis zu hunderten Witzen und
coolen Sprüchen, die auch bisherige "Leseverweigerer"
zum Lesen verlocken.
Falls das alles noch nicht reicht, können
Sie auch eigene Texte ins Lesekino hineinstellen! Diese werden dann
automatisch nach Silben analysiert und dynamisch präsentiert.
Der Text wird bewegt und lebendig - wie gutes Kino eben ;-)
Die
neue LESEKINO-CD-ROM unterstützt sowohl den Unterricht als auch
die LRS-Therapie nach der Silbenanalytischen Methode.
Als
„Starthilfe“ sei nun aus der Fülle der Lernmodule
eine kleine Auswahl für den Einstieg in die computerunterstützte
Lese-Rechtschreibtherapie kurz vorgestellt:
Nach
dem Programmstart klicken Sie auf den Kinosessel, der mit
„Wort-Ebene“ beschriftet ist:
Anschließend
wählen Sie den Bereich „Hören“, indem
Sie links oben auf das Ohr klicken.
Schon sehen Sie die
Startknöpfe aller Lernmodule, die zu diesem Bereich
gehören:
Beginnen
Sie mit der ersten Übung: „Das Zauberhaus“:
Beim
Drücken der Eingabetaste wird ein Begriff (hier z.B. die Rose)
bildlich dargestellt und das Wort ist über die PC-Lautsprecher
zu hören.
Unter dem Bild der Rose ist ein Röber'sches
Häuschen zu sehen, in dem das Wort „Rose“ stehen
sollte. Das Wort in diesem Häuschen hat aber ein böser
Zauberer verhext: Statt „Rose“ ist darin ein ganz
anderes, seltsames Wort zu lesen und zu hören. Bei unserem
Beispiel hier ist es das Kunstwort „Hope“, das der
Zauberer aus dem Anfang des Wortes „Hose“ und dem Ende
des Wortes „Hupe“ geschaffen hat.
Als wir zu dem
verzauberten Häuschen gekommen sind, hat der Zauberer Reißaus
genommen und dabei in höchster Eile seine beiden Zauberstäbe
liegen gelassen. Das ist nun unsere Chance:
Wir klicken die
Zauberstäbe mehrmals an und verzaubern damit die Silben im Haus
und in der Garage immer weiter – so lange, bis das richtige
Wort erscheint.
Sobald dann das Wort „Rose“ zu
hören (und zu lesen) ist, klicken wir zur Kontrolle auf das
Haus. Bei richtiger Antwort erhält es die Ampelfarbe Grün
und wir bekommen zur Belohnung einen Stern. Das ist übrigens
kein gewöhnlicher Stern, sondern ein Hollywood-Stern:
Sobald
wir eine komplette Reihe von Sternen gesammelt haben, läuft am
Bildschirm ein kleiner „Film“ (eine lustige, aus 2
Bildern bestehende Animation), z.B. „Die gähnende
Löwin“.
Jede
Animation können wir auch ausdrucken, um daraus ein
Bleistiftkino zu basteln.
Wie im richtigen Kino gibt es
auch beim Lesekino viele verschiedene Filme zu sehen.
Nach jedem
Lernmodul läuft ein anderer „Film“ (eine andere
Animation / ein anderes Bleistiftkino).
Jedes
Lernmodul ist für verschiedene Leistungsstufen fein
differenzierbar.
So gibt es z.B. bei der soeben
beschriebenen Zauberhaus-Übung die vereinfachte Vorstufe mit
Klappbildern, die sich für den allerersten Einstieg empfiehlt,
um das „Spielprinzip“ unmittelbar einsichtig zu machen.
(Die obigen Screenshots stammen von dieser vereinfachten
Vorübung.)
Die eigentliche Übung kommt dann
natürlich ohne diese Halbbilder aus und es lässt sich genau
voreinstellen, welche Art von Wörtern und welche Laute oder
Buchstaben vorkommen dürfen:
Als
Nächstes sei nun eine weitere Übung aus dem Bereich „Hören“
der Wort-Ebene vorgestellt:
„In welchem Iglu wohnt das
Wort? (Wortbetonungsmuster und Silbenstruktur erkennen)“.
Die
Iglu-Übung stellt gewissermaßen eine vereinfachte Vorübung
zur Arbeit mit den Röber'schen Silbenhäuschen dar. Während
letztere jeweils aus einem Haus mit einer Garage bestehen und diese
wiederum in Zimmer unterteilt sind, sind die Iglus recht einfach
aufgebaut:
Betonte („laute“) Silben wohnen in
einem großen Iglu(zelt), unbetonte („leise“) Silben
wohnen in einem kleinen Iglu(zelt). Und bei Schärfungswörtern
stehen das große und das kleine Iglu(zelt) so eng zusammen,
dass sie ineinandergebaut sind bzw. einander überlappen.
Die
Iglu-Übung läuft so ab, dass ein Wort nach dem anderen zu
hören (und auch zu lesen) ist und dazu die jeweils passenden
Iglus anzuklicken sind. Bei jeder auf Anhieb richtigen Antwort
bekommt man einen Hollywood-Stern, bei einer Falschantwort erlischt
ein Stern (den man aber durch eine richtig gelöste Zusatzaufgabe
wieder zum Leuchten bringen kann).
Das Anforderungsniveau der
Übung lässt sich in 8 Stufen fein voreinstellen. Der
nachfolgende Screenshot stellt den höchsten Schwierigkeitsgrad
(Einsilber, Zweisilber und Dreisilber, auch Schärfungswörter)
dar:
Bei
der Übung „Reimen sich die Wörter? (Vollreim:
Wörter stimmen ab dem betonten Vokal lautlich überein)“
sind - je nach Voreinstellung - 1 oder 2 Reimreihen zu bilden:
Bei
den Reimübungen finden sich neben der Vollreim-Übung auch
Übungen zum Anlautreim, zur Assonanz und zum
Endsilbenreim. Am Beispiel der Einstellmöglichkeiten, die
allein schon die Übung „Fangen die Wörter gleich
an? (Anlautreim)“ bietet, wird die vielfältige
Einsatzmöglichkeit des Programms speziell in der LRS-Therapie
mehr als nur deutlich:
Aus
dieser Fülle von 42 verschiedenen konsonantischen Wortanfängen
können Sie jede beliebige Zweierkombination herausgreifen und
das Lesekino präsentiert Ihrem Schüler oder Klienten auf
Knopfdruck passende Wörter, die dann entsprechend zu
klassifizieren sind.
Im Bereich „Kontrastwörter
hören und lesen“ der Wort-Ebene findet sich die Übung
„Lies das Wort und klick die passende Sprachaufnahme an!
(1 Wort lesen, 2 Wörter hören)“.
Hier ist
ein Wort zu lesen und darunter sind zwei Lautsprecher-Buttons zu
sehen. Sobald man mit der Maus über einen der beiden
Lautsprecher streicht, ertönt daraus jeweils ein Wort.
Die
beiden Wörter unterscheiden sich – je nach Voreinstellung
– nur hinsichtlich des Merkmalpaares Langvokal (loser
Anschluss) / Kurzvokal (fester Anschluss) oder aber es sind auch bei
den Konsonanten Unterschiede zu hören. Bei der ersten
Kontrastwörter-Übung ist die Aufgabe mit dem Anklicken des
richtigen Lautsprechers schon vollständig gelöst. Bei
weiteren Kontrastwörter-Übungen ist darüber hinaus
auch die Vokalqualität anzugeben und / oder das passende
Häuschen anzuklicken. Selbstverständlich existiert auch die
umgekehrte Übung, bei der nur ein Wort zu hören und zwei
Wörter, die sich nur im Vokal unterscheiden, zu lesen sind.
Auf
der nachfolgenden Seite sehen Sie nun den Screenshot der ersten
Kontrastwörter-Übung:
Beim
Bereich „Hören und Schreiben“ sind Wörter
nach Ansage in Häuschen zu schreiben.
Dazu können
wahlweise auch Arbeitsblätter ausgedruckt werden.
Auch wenn es auf der Wort-Ebene viele weitere Lernmodule gibt, die
wir aus Platz- und Zeitgründen noch nicht einmal erwähnt
haben, gehen wir nun zur Satz- und Text-Ebene
weiter:
Mit
allen diesen Lernmodulen oberhalb der Wort-Ebene werden gleichzeitig
folgende Ziele angestrebt:
1.)
Erhöhung der
Lesemotivation durch ein vielfältiges Angebot an kurzen Texten
unterschiedlicher Genres, die auch die (zumeist männlichen)
Lesemuffel im Kindes- und Jugendalter zum Lesen verlocken. Dazu
zählen z.B. ein Sport-Quiz (mit Messi am Ball als
Bleistiftkino), nach Altersstufen geordnete Witze, coole
(Nonsense-)Sprüche, Schüttelreime, Schelmengeschichten,
bebilderte Reimgeschichten, Sachtexte aus verschiedenen
Wissensgebieten mit Quizfragen dazu und – nicht zuletzt –
auch eigene Texte, die über die Windows-Zwischenablage auf
einfachste Weise in das Programm hineingeholt und dabei automatisch
in Silben zerlegt werden.
2.)
Erleichterung des
Lesevorgangs und Verbesserung der Sinnentnahme beim Lesen durch eine
dynamische Visualisierung der Silben, wobei das individuelle
Lesetempo in feinen Abstufungen voreingestellt werden kann und bei
Bedarf auch Pausieren und manuelles „Weiterschalten“
jederzeit möglich ist. Besonders gelungen ist dabei die
Darbietung der Schärfungswörter, die ja eine „Doppelnatur“
aufweisen: Das Schärfungswort besteht aus einer einzigen
Drucksilbe in die zwei als solche durchaus wahrnehmbare Schallsilben
untrennbar eingebunden sind. Im Lesekino wird das Schärfungswort
folgerichtig als Ganzes dargeboten, wobei es jedoch kurz
„aufflackert“ und dadurch seine Doppelnatur zum Ausdruck
bringt.
Die hochqualitativen Sprachaufnahmen der Übungswörter
sind Thomas Pforte - Sprechkunst (www.pforte-sprechkunst.de)
zu verdanken.
5.
Klappbücher-Brettspiel „Zauberhaus der Silben“
Bei diesem Brettspiel für 1 bis 6 Personen blättert man in Klappbüchern. Dabei erscheinen im Zauberhaus neben echten Wörtern zahlreiche Pseudowörter, die jeweils aus einer betonten Silbe und aus einer Reduktionssilbe bestehen.
Ziel ist es, durch geschicktes Blättern und genaues Lesen Wörter bzw. Begriffe zu finden, die auf dem Spielbrett dargestellt sind und dabei die eigenen Spielsteine auf zueinander benachbarte Felder zu platzieren. Dass im Zauberhaus immer wieder lustige „Quatschwörter“ entstehen, motiviert die Kinder zum Weiterspielen und Weiterlesen. Außerdem ist dadurch sichergestellt, dass man mit ratendem oder ungenauem Lesen nicht zum Ziel kommt.
Das
Brettspiel „Zauberhaus der Silben“ und das
Lesekino-Programm eignen sich sowohl für Kinder im
Grundschulalter als auch für den Einsatz in der Logopädie,
in der Therapie von LRS / Legasthenie und in Deutsch als
Zweitsprache.
6. Schlussbemerkungen
Es
ist vor allem den Arbeiten und dem Engagement von Prof. Dr. Christa
Röber zu danken, dass die Silbenanalytische Methode heute zur
Verfügung steht. Sie ermöglichte den Pardigmenwechsel von
der Annahme einer verwirrenden und unnötigen Kompliziertheit
unseres Schriftsystems zum Begreifen der Orthographie als Hilfe für
den das Lesen lernenden Schüler. Der genaue Blick auf die
schriftlichen Gestaltungen der Silben und das Wissen über deren
Bedeutung für das Lesen erweist sich als zentraler Schlüssel
sowohl für den Aufbau der basalen Lese- und
Rechtschreibkompetenz im Anfangsunterricht als auch (bei Schülern
mit LRS und in Deutsch als Zweitsprache) zur Überwindung von
Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten.
Allen Kindern, auch und
gerade "LRS-Kindern" tut es gut, auf grundlegende
Eigenheiten der Phonologie und Orthographie des Deutschen aufmerksam
zu werden. Sie erhalten dadurch einen Kompass in die Hand, der ihnen
ein Zurechtfinden und eine Orientierung im "Schriftsprachdschungel"
ermöglicht.
Das LRS-Programm „LESEKINO –
Lesen im Rhythmus der Silben“ kann über die Homepage des
Programmautors Dipl.-Päd. Otto Mantler ( www.lernspiele.at
) auf CD-ROM bestellt oder als zeitlich limitiert lauffähige
Vollversion kostenlos heruntergeladen werden.
Auf dieser Website
ist auch das Klappbücher-Brettspiel „Zauberhaus der
Silben“ erhältlich.